Studiengangskoordination Department Pädagogik - Lehramt Grundschule, Mittelschule, Sonderpädagogische Fachrichtungen und BA/MA Pädagogik
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Interview mit Dr. Tatjana Eckerlein zur digitalen Lehre im Sommersemester 2020

München, 27.04.2020

Welche Plattform nutzen Sie schwerpunktmäßig für die digitale Lehre?
Dr. Tatjana Eckerlein: Ich nutze Zoom, Padlet, das Dateidepot in LSF und Sync+Share.

Planen Sie wöchentliche Zoom Sitzungen zu halten?
T.E.: Ich plane vierzehntägig Zoom Sitzungen live zu machen und meine Seminare immer abwechselnd zu halten. Ich habe sechs Seminare und mache jeweils drei in einer Woche live. In der anderen Woche bekommen die Studierenden Aufgaben zum Selbststudium. Manchmal nehme ich auch Zoom Sitzungen auf und stelle sie den Studierenden zur Verfügung. Das heißt in einer Woche müssen die Studierenden eine online Sitzung anschauen, etwas lesen, ein Padlet be-/erarbeiten oder eine Gruppenarbeit machen und in der anderen mache ich eine Zoom Sitzung live.

Müssen Sie für dieses Semester viel umstrukturieren und neu planen?
T.E.: Ja das ist schon ganz schön viel Arbeit. Im Präsenzbetrieb haben auch die Studierenden Sitzungen gestaltet. Das fällt jetzt fast komplett aus, da die Studieren nicht in die Bibliothek können oder teilweise bei ihren Eltern zu Hause sind. Dadurch liegt die Sitzungsgestaltung quasi komplett in der Hand der Dozenten. Momentan ist die meiste Arbeit alle Themen so aufzubereiten, dass die Studenten sie digital erledigen können oder ich sie den Studierenden online präsentieren kann.

Müssen Sie deshalb auch andere Lernformen einsetzen?
T.E.: Ja teilweise. Wir bauen ein Seminar tatsächlich weiterhin so auf, dass die Studierende Sitzungen gestalten müssen. In diesem Seminar ist die Prüfungsleistung nach Modulplan ein Referat mit schriftlicher Ausarbeitung. In diesem Semester gestalten die Studierenden jetzt eine Sitzung über Zoom plus schriftlicher Ausarbeitung. In den anderen Seminaren wird unterschiedlich gearbeitet.
In einer meiner Veranstaltung müssen die Studierenden diese Woche zum Beispiel Fragen zum Lehrplan bearbeiten, die Inhalte selbst aus dem Lehrplan heraussuchen und eine (digitale) Mindmap erstellen. Letzte Woche habe ich die Studierenden dafür in Tandems gelost. Zu zweit sollen sie sich nun absprechen. Das heißt jeder hat ab jetzt einen Buddy, mit dem er sich über die Inhalte austauscht. Die Korrektur des Selbststudiums jede Woche von allen Studierenden und allen Seminaren selbst zu machen, würde mein Kontingent sprengen. Durch die Sicherung im Tandem gehe ich davon aus, dass die Inhalte bearbeitet werden. Ggf. können sich die beiden gegenseitig verbessern, ergänzen und sich helfen.
Soweit diese Woche, nächste Woche gibt es dann wieder eine Sitzung über Zoom und die Woche darauf nehme ich ein Video auf. Ich habe aber immer noch ein Fünkchen Hoffnung, dass wir in einigen Wochen wieder zur Präsenzlehre zurückkehren können. Ich würde sehr gerne wieder Seminare in Präsenzform machen, aber wir wissen natürlich nicht, wie die weitere Entwicklung ist.

Ist Ihnen für dieses Semester etwas besonders wichtig?
T.E.: Ich wünsche mir, dass die Studierenden von der Situation profitieren obwohl die digitale Lehre die Präsenzlehre mit Sicherheit nicht ersetzen kann - insbesondere in der Sonderpädagogik. Wir müssen jetzt das Beste aus der Situation machen.
Ich selbst habe viel gelernt in den letzten Wochen. Ich habe bislang mit digitaler Lehre nichts zu tun gehabt, weil ich immer Präsenzseminare hielt. Deshalb kannte ich die Programme auch nicht und bin jetzt total begeistert. Ich kann dem Ganzen schon auch etwas abgewinnen und freue mich, dass ich selber so viel gelernt habe. Aber gleichzeitig ist es natürlich wahnsinnig viel Arbeit und mit fehlt der persönliche Kontakt zu den Studierenden. Aus diesem Grund habe ich mich jetzt auch für Zoom entschieden. Da sehen wir uns wenigstens per Video.
Ich merke, dass die Studenten auch Fragen stellen oder etwas sagen wollen. Zoom ist wirklich sehr interaktiv. Da kann man nicht nur Videosessions machen sondern auch Einzel- und Gruppenarbeit gestalten, Feedback geben, Whiteboards einfügen, Power Point Präsentationen doku-mentieren, Umfragen erstellen, in einen Chat schreiben etc. Das ist sehr variantenreich. Ich habe dazu letzte Woche eine dreistündige Fortbildung gemacht. Das war total toll und gewinnbrin-gend. Seitdem bin ich ein Fan!
Zu Beginn habe ich nicht gewusst welche Software es gibt. Nachdem sich dann herausgestellt hat, dass wir dieses Semester nur digitale Lehre machen, kam von der Uni gefühlt jeden Tag eine Empfehlung für ein anderes Programm, Handbücher, Videoanleitungen, Empfehlungen, Angebote… Ich fühlte mich überfordert und orientierungslos und hatte das Bedürfnis mich selbst zu schützen. Deswegen habe mich auf vier Verfahren konzentriert: Sync+Share um Dateien zu teilen, LSF für E-Mails und zum Hochladen von Dateien, Zoom für Videositzungen und Padlet zum variantenreichen Selbststudium. Damit fahre ich ganz gut. Ich habe den Eindruck, dass die Studierenden eigentlich ganz glücklich sind, wenn die Seminare ein bisschen abwechslungsreich gestaltet sind. Manche Kollegen arbeiten auch mit moodle, Adobe Connect o.a. - aber das ist ja gerade toll: Die Studierenden lernen viele verschiedene Programme und digitale Methoden kennen und können sich eine Meinung über das Angebot bilden.

Vielen Dank für das Interview.

eckerlein foto


Dr. Tatjana Eckerlein ist akademische Oberrätin am Lehrstuhl für Lernbehindertenpädagogik. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit ist der Umgang mit und die Förderung von Kindern in erschwerten Lern- und Lebenssituationen.