Studiengangskoordination Department Pädagogik - Lehramt Grundschule, Mittelschule, Sonderpädagogische Fachrichtungen und BA/MA Pädagogik
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Interview mit Dr. Julia Dorfschmidt zur digitaler Lehre im Sommersemester 2020

München, 14.04.2020

Welche Plattform nutzen Sie, um die digitale Lehre umzusetzen?

Julia Dorfschmidt: Ich nutze hauptsächlich Moodle und Zoom, vor allem da sie datenschutzrechtlich geeignet sind.
Soll ich einfach mal ein bisschen erzählen wie ich dieses Semester plane?

Ja gerne

J.D.: Gut also ich habe zwei Seminare, die ich relativ ähnlich aufbaue. Dort findet der Hauptteil in Moodle statt und unterstützend gibt es alle paar Wochen ein Zoom Meeting. Aber natürlich besteht auch die Option für die Gruppen, die im Rahmen des Kurses zusammenarbeiten zwischendrin mit mir über Zoom oder Telefon ihre Anliegen besprechen zu können.
Einsteigen möchte ich in jede Woche mit einem kurzen Video. Darauf folgt dann die erste zu bearbeitende Aufgabe. Zusätzlich gibt es außerdem ein Forum, in dem man diskutieren soll und Ressourcen die für das Seminar relevant sind.
Ich versuche es, obwohl es online ist, relativ nah an einem Präsenzseminar zu halten. Damit meine ich: Ich versuche möglichst viel Austausch zu fördern. Ich bin gespannt wie das funktioniert. Ich habe den Wunsch den Studenten trotzdem nicht das Gefühl zu geben, dass sie alleine vor sich hin klicken. Ich kenne das aus meiner eigenen Studienzeit, wenn man das Gefühl hat niemand sieht einen und man ist nicht sozial eingebunden, verliert es an Relevanz und man lernt einfach nicht so viel.
Ich versuche deshalb schon zu Beginn eine Struktur zu geben. Ich habe das Gefühl, dass die Situation mehr Struktur von Seiten des Dozenten erfordert als ein Präsenzseminar. Auch weil die Kommunikation etwas erschwert ist. Alles was ich so nebenbei in einer Präsenzveranstaltung sage versuche ich jetzt von vorne herein als Information zur Verfügung zu stellen. Ich glaube eines der Hauptprobleme im Moment ist, dass wir alle unsicher sind wie es weiter geht. Dies versuche ich nach Möglichkeit klein zu halten.

Ist das mehr Arbeit für Sie als sonst?

J.D.: Es ist gerade schon viel Arbeit, aber ich habe die Hoffnung, dass alles was ich jetzt vorab ordentlich aufbereite und überlege es erleichtert durch das Seminar zu kommen. Dies ist letztendlich auch mein Anspruch, dass die Studenten unter der Situation nicht Not leiden. Es wäre ja auch schade, wenn einfach ein Semester hinten runterfällt.

Es klingt auf alle Fälle so, als würden Sie ein tolles Seminar vorbereiten, in dem man etwas lernen kann.

J.D.: Ich hoffe es. Ich will nicht, dass es eine Art Vorlesung mit Übungsaufgaben wird. Deshalb gibt es Referate. Diese werden mit Sicherheit auch für die Studierenden interessant und anspruchsvoll, da ich als „Minimum“ einen Screencast erwarte. Das heißt die normale Präsentation, die sie im Seminar halten würden, müssten sie besprechen. Das ist technisch relativ einfach möglich.
Die zweite Aufgabe für die Studierenden ist ein kleines Interview oder eine Diskussion mit einem Berater zu führen und zur Verfügung zu stellen. Sie sollen sowohl für diesen Praxisteil als auch für den theoretischen Input einen Arbeitsauftrag oder eine Diskussionsfrage entwickeln, die dann im Forum diskutiert werden kann. Dadurch erhoffe ich mir, dass Gruppengefühl aufkommt und gemeinsam diskutiert wird.

Also müssen die Studierenden einen bestimmten Anteil leisten damit das Seminar als bestanden gilt?

J.D.: Ich versuche klar zu kommunizieren was die Anforderungen sind. Das ist bei uns natürlich regelmäßige aktive Teilnahme. Diese kann man zeigen indem man die Arbeitsaufträge der Referatsgruppen bearbeitet und aktiv in den Foren mitarbeitet. Des Weiteren müssen die Studierenden ein digitale Referat halten. Ich werde aber nicht die technische Umsetzung bewerten. Das ist mir relativ egal, mir geht es einfach darum, dass die Informationen, die die anderen Seminarteilnehmer zu dem Thema brauchen ordentlich umgesetzt sind.
Die Bewertung werde ich komplett über Übungsaufgaben regeln. Das Seminarist in vier Blöcke aufgeteilt und ich habe nach jedem Block eine kurze Übungsaufgabe eingebaut, in der man sich nochmal im Transfer mit dem Thema beschäftigt.

Sie haben sehr viele Ideen. Wie kommen sie denn darauf?

J.D.: Ich frage mich oft, was ich als Studentin gut gefunden hätte und mache das dann zu meiner Messlatte. Tatsächlich habe ich aber auch am Ende des letzten Semesters ziemlich viel mit einer Seminargruppe darüber diskutiert was man zum Lernen in einem Kurs benötigt, was die Erwartungshaltung der Studierenden ist und was sie brauchen.
Ich klinge jetzt sehr altruistisch motiviert. Natürlich möchte ich, dass es für die Studierenden das bestmögliche Seminar wird, das ich leisten kann. Aber ich möchte auch dass es für mich interessant und ansprechend ist und das ist einfach auch eine gute Chance für mich mir Skills anzueignen und etwas Neues auszuprobieren.

Welche Bedenken haben Sie?

J.D.: Ich nehme es als herausfordernd da alle Ideen auch technisch umzusetzen. Wunschvorstellung und technische Umsetzung dieser Möglichkeiten müssen kompatibel sein. Dies bremst teilweise etwas.

Welche positive Seiten sehen Sie in der aktuellen Situation?

J.D.: Wir sind im 21. Jahrhundert, Digitalisierung ist überall und man merkt jetzt wie wenig wir das eigentlich genutzt haben. Eigentlich ist das total schade und ich muss mir auch selber an die eigene Nase greifen. Es ist zwar schade, dass es jetzt so Hoppla-di-Hopp und in allen Bereichen und egal ob es für das Thema gut funktioniert oder nicht sein muss. Aber ich glaube man kann immer irgendetwas rausholen. Ich habe ein anderes Seminar jetzt auch ziemlich umstrukturiert, da hätten wir eigentlich qualitative Interviews geführt. Jetzt machen wir aus der Not die Tugend und erstellen Lern-Podcast zu dem Thema.
Momentan stelle ich stark fest, dass ich den Input, den ich leiste, ganz anders strukturieren muss als in der Präsenzveranstaltung. Präsenztraining und Präsenzlehre kriegen die Studierenden relativ viel mit. Auf dem Level der Online Lernformate Informationen zu verarbeiten und zu strukturieren und aufzubereiten könnte eine gute Erweiterung des Skillsets sein.

Vielen Dank für das Interview.

Dr. Julia Dorfschmidt ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Vertretung von Dr. Barbara Lindemann am Lehrstuhl für Allgemeine Pädagogik und Bildungsforschung.