Studiengangskoordination Department Pädagogik - Lehramt Grundschule, Mittelschule, Sonderpädagogische Fachrichtungen und BA/MA Pädagogik
print

Links und Funktionen

Navigationspfad


Inhaltsbereich

Interview zu digitaler Lehre im Sommersemester 2020 aus Sicht eines Studierenden

München, 27.04.2020

Wie ist ihre Wahrnehmung der ersten Woche digitale Lehre?
Leon Schneider: Ich bin positiv überrascht wie gut die LMU und die Dozenten die digitalen Lehre hinbekommen. Wir Studierende merken natürlich ganz klar, wer sich extrem viel Mühe macht und versucht etwas methodenreich vorzubereiten und wer uns einfach Texte in Moodle klatscht, die wir in Eigenarbeit bearbeiten sollen. Da gibt es beide Seiten. Ein positives Beispiele ist eine Dozentin an unserem Lehrstuhl. Sie startete mit Zoom Gesprächen und versucht jede zweite Woche eine Sitzung über Zoom zu halten. In der anderen Woche gibt es Gruppenarbeiten. Ich finde das ist ein guter Mittelweg ein Seminar methodenreich aufzubereiten.

Sehen Sie einen Vorteil in der aktuellen Situation?
L.S.: Ja, normalerweise laufen die Seminare so, dass zwei oder mehr Studierende gemeinsam ein Referat halten. Ich habe den Eindruck, dass uns die Dozenten dadurch, dass Sie mehr Sitzungen selbst leiten viel mehr Erfahrungen mitgeben und uns mehr aus ihrer Welt berichten können. Das sind für uns als Studierende und angehende Lehrkräfte super Erfahrungsberichte. Ich verstehe natürlich, dass die Studierenden im normalen Uni-Alltag Sitzungen vorbereiten sollen. Dennoch gab es von uns schon länger den Wunsch, dass die Dozenten vielleicht drei oder mehr Sitzungen übernehmen und uns so aus ihrer Welt berichten.

Wie sind Ihre Seminare ganz allgemein aufgebaut?
L.S.: Die meisten Veranstaltungen sind tatsächlich auf Moodle und bestehen aus Arbeitsaufträgen, die man bearbeiten soll und bis zu einem bestimmten Datum abschicken muss. Anschlie-ßend bekommt man teilweise Feedback vom Dozenten.
Vorlesungen sind so gestaltet, dass die Folien mit Audiokommentaren hochgeladen werden und zusätzlich Fragestunden über Zoom stattfinden.
Ich würde sagen 90% der Veranstaltungen finden über Moodle statt.

Haben Sie mehr zu tun als sonst oder wird es eher ein entspanntes Semester für Sie?
L.S.: Das ist eine gute Frage. Die letzte Woche war schon brutal. Normalerweise ist die erste Uni-Woche ja eher mit Organisatorischem gefüllt. Dieses Semester hatte ich aber bestimmt sieben Veranstaltungen, die uns schon ab Sonntagabend Aufgaben hochgeladen haben, die wir bis zur ersten Zoom Sitzung bearbeiten sollten.
Wir Studierenden müssen uns da auch erst einmal zurechtfinden: „Wo sind die Sachen hochgeladen, auf LSF oder auf Moodle? Finden Zoom Meetings statt?“. Ich bin immer noch jeden Tag dabei zu planen welche Zoom Meetings verpflichtend sind und welche Dinge ich für das nächste Seminar vorbereiten muss. Dieses Semester kann man sich nicht einfach berieseln lassen oder einen Tag schlecht drauf sein. Der Arbeitsaufwand ist deutlich höher geworden. Wenn man sich daheim Texte durchlesen muss und dann doch mal das Telefon klingelt, ist die Konzentration natürlich nicht ganz vorhanden. Man steht aber trotzdem unter Druck, da ja bald das nächste Zoom Meeting stattfindet.
Der organisatorische Aufwand ist deutlich höher, aber natürlich fällt zum Beispiel die Anfahrt zur Uni weg. Es hält sich also einigermaßen die Waage.

Wie ist es für Sie zu Hause lernen zu müssen?
L.S.: Ein großer Vorteil ist, besonders wenn man bei den Eltern ist, dass man immer gutes Essen bekommt. Ein Nachteil ist ganz sicher das W-LAN. Im Moment ist fast jeder im Haushalt daheim und braucht das W-LAN. Auch der Lärm von zum Beispiel Nachbarn kann beim Lernen sehr störend sein. Das ist etwas schwierig. Ich hoffe, insbesondere wegen den Hausarbeiten, dass die Bibliotheken wieder mehr öffnen.

Sehen Sie eine Veränderung in der Arbeit der Dozenten?
L.S.: Also wir merken ganz klar welche Dozenten sich Mühe geben und versuchen trotz dieser Umstellung etwas zu präsentieren und etwas vorzubereiten. Wir haben leider auch Dozenten, von denen bisher nie eine E-Mail kam und auf Moodle nur ein Arbeitsauftrag hochgeladen wurde. Da wissen wir dann nicht ob der Dozent sich eigentlich für die Gruppe interessiert.

Ist Ihnen etwas besonders wichtig für dieses Semester?
L.S.: Ich hoffe, dass die Dozenten sich noch mehr Gedanken über die Prüfungsmodalitäten machen.
Bei einem Dozenten dürfen wir beispielsweise eine Unterrichtssequenz erstellen. In dieser sollen wir erarbeiten, was die SchülerInnen im Falle einer erneuten Pandemie zu Hause lernen können ohne, dass sie permanent vor dem Bildschirm sitzen müssen. Dafür können wir Arbeitsaufträge entwickeln, die die Kinder daheim lösen können oder für die man auch einmal rausgehen muss. Das finde ich sehr spannend. Dies hätte es in dieser Form sicherlich ohne Corona nicht gegeben. So etwas würde ich mir von dem ein oder anderen Dozenten auch wünschen: Weg von der konservativen Hausarbeit und stattdessen etwas Praktisches für die Zukunft entwerfen.

Vielen Dank für das Interview.